So drehst du ganz gepflegt am Rad. Sechs Tipps für alle, denen es noch zu gut geht.

So drehst du ganz gepflegt am Rad – Sechs Tipps für alle, denen es noch zu gut geht

„Jetzt mache ich schon seit x Tagen Selbstisolation und ich drehe immer noch nicht so heftig ich kann an allen verfügbaren Rädern. Was mache ich bloß falsch?“
Falls das auch eine Frage ist, die dich beschäftigt, habe ich hier die sechs Top-Tipps zusammengestellt, damit du richtig gepflegt am Rad drehen kannst.

Wenn du eigene Geschichten oder Tipps über das gepflegte Am-Rad-Drehen hast, dann beglücke uns doch alle gerne damit in den Kommentaren. Danke!

Tipp 1: Dröhn dich den ganzen Tag mit Meldungen zu

Lies jede verfügbare Meldung, hör und schau dir jede Nachrichtensendung an, die Corona zum Thema hat.
Die klassischen Medien reichen dir nicht? Dann bieten dir YouTube, Instagram, Facebook, Twitter & Co mehr Stoff im Sekundentakt aus der ganzen Welt, als du verarbeiten kannst. Ganz zu schweigen von den ganzen Nachrichtenseiten, die es auch noch gibt.
Und falls das alles nichts für dich ist, gibt es ja immer noch die guten alten WhatsApp-Gruppen. Da gibt es aktuell bestimmt kein anderes Thema!

Was du auf keinen Fall machen solltest. Medienpause machen, Radio, Fernseher, Computer und Handy ausmachen und zur Seite legen. Oder auch nur ganz bewusst aussuchen, was du schaust, hörst und liest.

Warum dieser Tipp hilft. Um maximal gegen die Mauer zu laufen, darfst du auf keinen Fall aufhören, deine Unsicherheiten und Ängste ständig zu füttern. Gerade dann, wenn nur ganz ganz selten wirklich wichtige neue Dinge kommen. Denn dann hast du den gleichen Effekt wie beim Glücksspielautomaten, wo dich die seltenen und zufälligen Belohnungen an den Automaten fesseln und dich in den Ruin treiben.

Tipp 2: Häng nur ab oder sei nur hektisch aktiv

Beides ist okay, solange du es nur konsequent tust.
Ständige Aktivität bewahrt dich davor, dich sinnvoll mit deiner Reaktion auf Die Situation auseinanderzusetzen und womöglich konstruktive Möglichkeiten zu finden, mit dir selbst umzugehen.
Ständiges Abhängen verhindert, dass du mit Bewegung dein Nervensystem beruhigst und hält so dein Stresslevel schön oben. Zusätzlich gibt dir Abhängen noch dieses wunderbare Versagensgefühl nichts auf die Reihe zu kriegen.

Echte Am-Rad-dreh-Profis schaffen es übrigens zwischen hektischer Aktivität und Abhängen hin- und herzuschalten – und können so beide Wirkungen höchst effektiv kombinieren!

Was du auf keinen Fall machen solltest. Vermeide jegliche Struktur wie die Pest (oder andere Krankheit deiner Wahl). Und – was zum ersten Tipp passt – plane auf gar keinen Fall echte Pausen ein, um mal zur Ruhe zu kommen, Sport zu treiben oder dich echt um dich selbst zu kümmern.

Warum dieser Tipp hilft.

  1. Struktur könnte dir ein Gefühl der Kontrolle geben. Und dieses Gefühl der Kontrolle könnte dich beruhigen – was wiederum ganz leicht dazu führen könnte, dass du weniger Räder drehst als möglich.
  2. Eine Viertelstunde intensive Bewegung dreimal oder häufiger die Woche kann Stress reduzieren, Wohlgefühl aufbauen sowie Angst und Depression vorbeugen. Damit würdest du dir also selbst die Räder wegnehmen, an denen du ja so gepflegt drehen willst.
  3. Wenn du dir Zeit zurecht legst, um dich mit dir und deinen Reaktionen auf Die Situation auseinanderzusetzen, könntest du anfangen zu denken und aufhören zu grübeln. Und Denken ist ganz schlecht für Angst und Unsicherheit. Grübeln hingegen ist Gold!

Tipp 3: Immer schön die Gedanken kreisen lassen

Wie gerade gesagt, Grübeln ist Gold! Also immer schön das Gedankenkarussell kreisen lassen und Wasser auf die Grübelmühle geben. Die Dauerberieselung mit Meldungen aus dem ersten Tipp ist dafür eine gute Grundlage, aber da geht noch mehr!
Die beiden wichtigsten Regeln sind:

  1. Egal, was du tust, suche immer nach einer Verbindung zu Der Situation. Mit ein wenig Übung gelingt das eigentlich immer.
    „Schön, dass die Vögel so zwitschern. Hm, höre ich die so gut, weil weniger Lärm ist? Bleiben so viele Menschen zuhause? Ich wäre auch gerne so frei wie ein Vogel, aber …“
    Du kannst das bestimmt noch besser.
  2. Achte darauf, dass du jedes – aber auch wirklich jedes – Gespräch mit Corona beginnst und beendest. So hilfst du nicht nur dir sondern auch anderen, dass Die Situation immer ganz vorne im Kopf ist.

Was du auf keinen Fall machen solltest.

  1. Dich mit voller Kapazität auf angenehme Dinge konzentrieren. Du solltest zumindest immer eine Ecke deines Kopfs für Corona freihalten.
  2. Dich ernsthaft mit deinen Gefühlen auseinandersetzen. Das scheint zwar im ersten Moment eine gute Idee, um Die Situation zu verschlimmern, das ist aber leider ein Trugschluss, denn Gefühle, denen du dich stellst, verlieren an Macht über dich. Um dauerhaft schlecht zu fühlen, ist es also vieeeel besser, den direkten Kontakt mit deinen Gefühlen zu vermeiden.
  3. Dich rational mit Der Situation auseinandersetzen. Denn echtes Verstehen und Verständnis wirken als Puffer gegen Gefühle von Unsicherheit und Angst. Und das willst du ja nun wirklich nicht.

Warum dieser Tipp hilft. Wie beim ersten Tipp, geht es darum, deine Angstauslöser nie aus dem Auge zu verlieren. Nur so kannst du ein maximales Stresslevel sicherstellen. Und wenn dein Kopf mit Grübeleien voll ist, läufst du weniger in Gefahr etwas zu tun, was dir und anderen wirklich hilft.

Tipp 4: Vermeide Kontakte wo du kannst

Ja, das klingt aufs erste Hören widersinnig, denn ist das nicht eine Maßnahme, um Die Situation wieder unter Kontrolle zu bekommen?
Dankenswerterweise spielt uns da die aktuelle Wortwahl der Krisenbewältigung in die Hände bzw. Räder. Denn was wir wirklich tun sollen ist, körperlichen Abstand zu halten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Die Formulierungen „Isolation“ und „Kontakte vermeiden“ sind also Verkürzungen, die Die Situation schlimmer erscheinen lassen, als sie ist. Und genau das willst du ja!

Was du auf keinen Fall machen solltest. Regelmäßig mit Familie, Freunden und Bekannten reden. Egal, ob mit Maske, über zwei Meter Entfernung, Telefon oder Videogespräch – auf jeden Fall Kontakte vermeiden.
Leider gibt es zurzeit ja viel zu viele Möglichkeiten, um die Gesichter geliebter Menschen zu sehen und ihre Stimmen zu hören. Vermeidet also WhatApp, facetime, Skype, Jitsi, Zoom, Hangouts und was es noch so gibt.
Die Liste ist bestimmt nicht vollständig, hinterlasst doch in den Kommentare weitere Kommunikationskanäle, die wir alle vermeiden sollten, wenn wir die Räder am Drehen halten wollen.

Warum dieser Tipp hilft. Wir Menschen sind soziale Tiere und Isolierung kann uns kaputt machen. Die einen schneller und intensiver als die anderen, aber gut ist da für keine_n von uns. Perfekt also, um Stress und Hilflosigkeit möglichst hoch zu halten!

Tipp 5: Überfordere dich, wo du kannst

Nimm dir unbedingt mehr vor, als du schaffen kannst. Und falls eine innere (oder äußere) Stimme Zweifel an der Menge der Dinge anmeldest, die du dir da aufbürdest: Einfach ignorieren.

Schaffe, schaffe, Häusle baue und Arbeit ist die beste Therapie treffen jetzt gerade nicht unbedingt zu, aber warum vertraute Muster aufbrechen, nur weil sie nicht funktionieren? Dann lieber noch den Online-Kurs Spanisch buchen, die Küche zum achten Mal diese Woche wischen und klar erwarten, dass im HomeOffice unter Krisenbedingungen mit ungewohnter Technik sowie Kindern, Katzen und Hunden drumrum genauso viel Leistung drin sein muss (mindestens!) wie im Büro.

Was du auf keinen Fall machen solltest.

  1. Realistische Erwartungen setzen oder bestehende Erwartungen zu prüfen. Geh einfach davon aus, dass du trotz Der Situation genauso leistungsfähig bist wie immer. Ja, du hast ja vielleicht sogar mehr Zeit, also solltest du auch noch viel mehr schaffen! (Ist natürlich völliger Blödsinn, aber Realitätchecks sind ganz schlechter Radgeber.)
  2. Dir selbst mit Mitgefühl und Güte begegnen. Denn das könnte ja dazu führen, dass du Dampf rausnimmst, Stress reduzierst und damit besser mit Der Situation umgehst.
  3. Anderen gegenüber zugeben, dass du ein zerbrechlicher, verletzlicher Mensch mit Gefühlen bist. Denn das gibt den anderen ja die Erlaubnis, das auch zu tun. Und wo kämen wir da hin, wenn wir alle plötzlich unsere gemeinsame Menschlichkeit erkennen würden? Siehe auch den Punkt „Dich ernsthaft mit deinen Gefühlen auseinandersetzen“ oben.

Warum dieser Tipp hilft. Überforderung führt zu Enttäuschung, Enttäuschung zu gefühlter Hilflosigkeit. Alles gute Zutaten für mehr Stress und Angst.
Besonders Hilflosigkeit, da das Gefühl, (auch nur etwas) Kontrolle über unser Leben zu haben, ein menschliches Grundbedürfnis ist. Und die zu enttäuschen, ist immer eine gute Möglichkeit, das Rad noch einen Tuck schneller zu drehen.

Tipp 6: Immer schön verbissen bleiben

Egal was kommt, egal was andere sagen: Immer alles auf die Goldwaage legen und den Ernst (oder die Erna) der Situation betonen. Leichtigkeit in jedweder Form hat in diesen Zeiten nichts, aber auch rein gar nichts zu suchen! So.

Was du auf keinen Fall tun solltest. Komödien schauen, humorige Bücher lesen, gemeinsam mit anderen scherzen oder absurde Blogbeiträge schreiben. Das könnte zu Momenten des Humors, der Erleichterung oder – ganz schlimm! – der Einsicht oder des Perspektivenwechsels führen.

Warum dieser Tipp hilft. Humor, Lachen sind Ventile. Und Druck ablassen ist das letzte, was du tun willst, wenn es darum geht, möglichst viele Räder am Drehen zu halten.

Bildnachweis: Orginal auf VisualHunt.com

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Susanne Bernsen

Lieber Jens, da steckt der ganze Spagat und die Zerrissenheit drin, die es so schwer macht, aus der trüben Stimmung in die Umkehr durch eigenes Handeln zur Veränderung zu kommen. Man hat immer eine Wahl, ob es einem passt oder nicht. Dein sanfter Zynismus macht es für mich sehr eindrücklich. Ich bin nachdenklich, das ist das Beste, was dabei herauskommen kann!

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